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Die Schleif: Ein Kulturdenkmal des Jahres

  • Leben in Teublitz
Blick in Richtung Schleif im Teublitzer Ortsteil Münchshofen während der Sommermonate. (Foto: Benjamin Fremmer)

Das Industrie- und Kulturdenkmal „Die Schleif“ im Teublitzer Stadtteil Münchshofen gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Nun hat der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V. drei beispielhafte „Mühlen und Hämmer“ aus Bayern, darunter auch die Münchshofener „Schleif“, an den „Bund Heimat und Umwelt in Deutschland“ (BHU) als ein „Kulturdenkmal des Jahres 2022“ übermittelt. Auch der „Historische Arbeitskreis für Teublitz und seine Ortsteile“ mit seinem Sprecher und Ortsheimatpfleger Matthias Haberl und die Stadt mit Bürgermeister Thomas Beer freuen sich über diese Anerkennung der Bedeutung des Industriedenkmals „Schleif“ durch den Landesverein.

„Mit der Schleif haben wir in Teublitz einen überregionalen Besuchermagneten“, sagt Bürgermeister Beer. Die Geschichte des „Lost Place“ (dt. verlassener Ort) locke historisch Interessierte, aber auch Fotografen und Kamerateams an. „Auch ich bin schon mehrmals dort gewesen und immer wieder von Neuem in dessen Bann gezogen worden“, so Beer.
 

Heute ist die „Schleif“ ein überregionaler Besuchermagnet

Historische Mühlen und Hämmer sind besondere Elemente der Kulturlandschaft: Sie erleichtern bereits seit Jahrtausenden das Leben der Menschen und sind ein herausragendes Beispiel für die Verbindung von Technik und Baukunst. In der Landschaft sind sie oft identitätsstiftende Landmarken. Manche Mühlen und Hämmer werden heute noch oder wieder in ihrer ursprünglichen Form genutzt. Andere wiederum wurden umgebaut, sind verfallen oder vollständig aus dem Landschaftsbild verschwunden. Mit ihrem Verlust geht sowohl materielles als auch immaterielles Kulturerbe verloren. Vor allem die Arbeit zahlreicher ehrenamtlicher Vereine und Privatpersonen trage schließlich dazu bei, dass diese Ensembles erhalten bleiben und ihre Bedeutung in der Öffentlichkeit vermittelt wird.
 

Damals wurden Spiegel- und Fensterglasscheiben bearbeitet

Der Landesverein hat im Vorfeld der Recherchen drei beispielhafte Mühlen unterschiedlicher Art aus Bayern an den BHU übermittelt: Die Obermühle bei Bettenfeld (Landkreis Ansbach), erstmals 1383 urkundlich erwähnt, sowie eine sogenannte Hammerschmiede, die in Bad Oberdorf, einem Ortsteil der Marktgemeinde Hindelang im Ostrachtal (Landkreis Oberallgäu), steht. Als einzige komplett erhaltene Mühle der hiesigen Region wurde die „Alte Schleif“ von Münchshofen zu ihrem 100-jährigen Bestehen im Jahr 1990 in die Denkmalliste aufgenommen. Im ehemaligen Glasschleif- und -polierwerk aus dem 19. Jahrhundert wurden Spiegel- und Fensterglasscheiben bearbeitet. Von gewaltigen Wasserrädern angetrieben, liefen auf zwei Stockwerken hölzerne Poliertische rund um die Uhr. Sie waren bis 1953 in Betrieb und gehören zum einzigen, am ursprünglichen Ort vollständig erhaltenen Glaspolierwerk in der gesamten Oberpfalz. Die langjährige Sanierung konnte 2014 abgeschlossen werden und im Rahmen von Führungen können sich Besucher*innen über die Glasbearbeitung informieren.

„Wir möchten Menschen in Bayern ermutigen, sich mit der unmittelbaren Umgebung, mit ihrer Heimat zu beschäftigen. Ein erster Schritt könnte sein, die (historischen) Mühlen und Hämmer vor der eigenen Haustüre zu entdecken – und zu erkunden“, erklärt der Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.
Bereits seit dem Jahr 2004 ruft der BHU zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden ein Kulturdenkmal des Jahres aus – in den letzten Jahren beispielsweise „Historische Orte der Heilung und Gesundheit“, „Historische Nutzgärten“ oder „Historische Keller“.
 

Die Entstehung der "Schleif"

Am Standort der heutigen „Schleif“ wurde erstmals 1730 urkundlich ein Hammerwerk erwähnt. Zuvor ist dort ein alter Mühlenstandort zur Herstellung von Leinöl nachzuweisen. Im Jahre 1890 entstand der Neubau eines Schleif- und Polierwerks, errichtet von Gustav Zuber, dem Besitzer der Glashütte bei Loisnitz. Bei rund 80 Poliereinheiten mit vermutlich drei bis vier Zugständen wurde Flachglas geschliffen und poliert. 1928 kam eine Familie Siegl aus Schönau-Jägerleithen als Poliermeisterfamilie nach Münchshofen und sechs Jahre später erwarben die Gebrüder Franz und Karl Ring die Schleif in Münchshofen.

Bereits im Jahre 1953 wurde das Schleifwerk wegen wirtschaftlicher Unrentabiliät stillgelegt. Anschließend ging das Gebäude in den Besitz der Burglengenfelder Familie Knorr über. Seit diesem Zeitpunkt – bis heute – wird dort die Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt. 1990 erfolgte die Aufnahme des Gebäudes in die Denkmalliste und seitdem laufen die Bestrebungen, die museale Nutzung und die Zugangsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit zu diesem Industriedenkmal zu stärken. Nächstes Ziel des Historischen Arbeitskreises wäre die Sicherung und der Erhalt des „Schleifmeisterhauses“ neben dem Werksgebäude, das leider zunehmend verfällt.

„Für die Aussagekraft des überregional bedeutsamen Denkmalensembles „Alte Schleif“ wäre der Verlust des Schleifmeisterhaues mehr als bedauerlich“, so Matthias Haberl abschließend.

Text: Werner Artmann

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