Wenn die Alpenrosen verblühen - Vor genau 46 Jahren endete die Kinotradition in Teublitz
Der Advent 1972 begann für die Filmliebhaber in Teublitz mit einer bösen Überraschung: Eine Anzeige in der Wochenendausgabe der Mittelbayerischen Zeitung gab bekannt, dass an diesem Wochenende die Kinotradition in Teublitz endete.
Begonnen hatte diese 1929, gerade zu einer Zeit als der Tonfilm den Stummfilm zu verdrängen begann. Obwohl 1929 auch die Weltwirtschaftskrise ausbrach, gelang es dem Kinobesitzer Robert Wein bzw. nach seinem Tod der Familie, das Unternehmen 43 Jahre erfolgreich zu führen. In dieser Zeit erfolgte nicht nur eine Umstellung auf Filme mit Ton und Musik, sondern ab 1941 auch auf Farbfilme. Ab 1958 konnten die Cineasten in Teublitz auch Breitwandfilme in ihrer Heimatstadt erleben. Diese Umstellung auf das neue Filmformat war in den 50er Jahren innovativ, da der erste amerikanische Cinemascopefilm erst 1953 produziert worden war (der Bibelfilm „Das Gewand“) und der erste deutsche Spielfilm in diesem Format 1955 in die Kinos kam („Königswalzer“ mit Marianne Koch, der in München des 19. Jahrhunderts spielte).
Hintergrund für diese technischen Neuerungen war natürlich die Konkurrenz durch das Fernsehen, die die Lichtspieltheater zwang, andere und bessere Formen der Unterhaltung zu bieten, für die das Publikum bereit war, Geld auszugeben. Ein Bericht in der MZ thematisierte natürlich diese Problematik, erwähnte aber einen Punkt nicht: Als Abschiedsfilm zeigte das Teublitzer Kino den Heimatfilm „Wenn die Alpenrosen blüh‘n“, der sich vermutlich an ein Familienpublikum wandte. Tatsächlich erreichten deutsche Filme in dieser Zeit aber oft nur noch ein großes Publikum, wenn sie den Zeitgeist aufgriffen und Themen der sexuellen Aufklärung behandelten. Der 1970 erschienene „Schulmädchen-Report“ war mit sechs Millionen zahlenden Besuchern in den deutschen Kinos so erfolgreich, dass zwölf Fortsetzungen produziert wurden.
Die Annonce in der Mittelbayerischen Zeitung (die erst mit der Gebietsreform 1972 in unserer Region von Burglengenfelder Zeitung in MZ umbenannt worden war) kündigte übrigens zum Abschluss auch noch einmal als Beifilm den Film über die Stadterhebung von Teublitz an. Tatsächlich hatte Kinobesitzer Robert Wein dazu die Anregung gegeben und die Produktion zur Hälfte mitfinanziert. Auch wenn es sich hier nur um eine Fußnote der Geschichte handelte, ging für Teublitz im Advent 1972 ein Abschnitt der Stadtgeschichte zu Ende. Im übertragen Sinne waren die Alpenrosen verblüht. Die deutsche Öffentlichkeit beschäftigte sich jetzt, am Beginn der 70er Jahre, mit anderen Themen.