Sprungziele

Das industrielle Erbe der Maximilianshütte

Luftaufnahme des Werksgeländes der Maxhütte im Jahr 1972. (Foto: Stadtarchiv Teublitz)

Die Stadt Teublitz und ihre Vergangenheit als Hütten- und Eisenstadt

Ab 1853 prägte die oberpfälzische Maximilianshütte 187 Jahre lang die Geschichte der Städte und Gemeinden im früheren Landkreis Burglengenfeld. Die Maxhütte entwickelte sich seit ihrer offiziellen Gründung 1853 (der eigentliche Beginn des Unternehmens war 1851) zum wichtigsten Arbeitgeber der Region. In einer ansonsten weitgehend ländlichen Umgebung wurde der Altlandkreis Burglengenfeld zu einem industriellen Zentrum. Seinen Namen verdankt das Werk dem bayerischen König Maximilian II., der den Betrieb nach einer Restrukturierung privilegierte.

Seine Entstehung ist den beiden belgischen Wirtschaftspionieren Télémaque Fortuné Michiels und Henry Goffard zuzuschreiben, die sich für den Standort Sauforst entschieden, weil hier Braunkohle gefunden worden war. Beim Sauforst handelte es sich ursprünglich um einen später untergegangenen Bauernhof, der heute zum Stadtgebiet von Maxhütte-Haidhof gehört (in der Nähe der früheren Werksgaststätte Hüttenschenke), damals aber auf dem Territorium von Teublitz lag. Die heutige Gaststätte Sauforst in Maxhütte-Haidhof bewahrt nur den Namen, befindet sich aber an einem anderen Ort.

Diese Geschichte des Eisenwerks endete im Werk Haidhof bereits Ende Juni 1990. In Sulzbach-Rosenberg lief die Stahlerzeugung bis 2002 weiter, ehe auch hier ein Konkurs die Geschäftstätigkeit zum Erliegen brachte. Übrig blieb in Sulzbach-Rosenberg nur das frühere Rohrwerk.

Inzwischen sind viele Zeitzeugen verstorben, nur noch wenige erinnern sich an das frühere Eisenwerk, in dem heute die Firma LÄPPLE AUTOMOTIVE GmbH Autoteile produziert. Obwohl einige der alten Produktionsanlagen noch stehen und als Architekturdenkmäler saniert wurden, können gerade die Jüngeren mit dem Begriff Maximilianshütte immer weniger anfangen. Historische Tatsachen, dass sich z.B. im Werk Haidhof (zeitweilig) die größte Eisenhütte Süddeutschlands befand und die Industrialisierung Bayerns hier u.a. ihren Anfang nahm, geraten immer stärker in Vergessenheit. Tatsächlich wäre der Aufbau des bayerischen Eisenbahnnetzes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ohne die Schienen aus der Maxhütte kaum möglich gewesen. Mit etwas Glück kann man bis heute auf Nebenstrecken Schienen entdecken, die mit der Herkunftsangabe Maximilianshütte gekennzeichnet wurden.

Luftaufnahme des Werksgeländes im Jahr 1956. (Foto: Stadtarchiv Teublitz)

Einfluss des Werks auf Teublitz und die Region

Die Gründung des Werks veränderte die Sozialstruktur der Region nachhaltig. Wohnten 1840, zehn Jahre vor der Gründung, in Teublitz 1.259 Einwohner*innen, so waren es 1900 bereits 2.235, im Jahre 1939 3.747 und 1950 6.188 Einwohner*innen. 1970 begann durch die beginnende Montankrise der Niedergang der Maxhütte, so dass sich zwischen diesem Jahr und 1987 die Einwohnerzahl leicht verminderte, obwohl durch die Gebietsreform weitere Gemeinden mit zahlreichen Einwohner*innen dazugekommen waren.

Das Kaltwalzwerk, der Maximilianshütte, das auf dem Gemeindegebiet von Teublitz lag, versorgte zwischen 1961 und 1987 Automobilfirmen und Hersteller von Haushaltsgeräten mit hochwertigen Blechen. Auch dieser Teil der kommunalen Geschichte gerät in Vergessenheit, obwohl die monumentale Werkshalle, ein Denkmal der modernen Industriearchitektur, bis heute von der Firma Läpple genutzt wird.

Der Bau des Kaltwalzwerks bewirkte auch, dass die Straße von Maxhütte-Haidhof nach Teublitz verlegt wurde. Führte sie (angefangen bei der evangelischen Kirche) bis dahin durch das östliche Werksgelände, wurde sie damals nach Westen, hin zum Kaltwalzwerk verlegt. Der bis in die Nachkriegszeit in Maxhütte-Haidhof betriebene Bergbau führte auch zur Verlegung der Straße nach Burglengenfeld, so dass die heutige Trassenführung nach Burglengenfeld und Teublitz entstand.

Blick auf das Kunstwerk "Das kleine Räderwerk" in der Maxhütter Straße, Kreuzung Schanzstraße. (Foto: Thomas Stegerer)

„Das kleine Räderwerk“: Bewahren historischer Identität

Das geschichtliche Erbe, die historische Identität der Stadt Teublitz, beruht im hohen Maße auf diesem industriellen Erbe. Um dieses zu bewahren, beauftragte der Teublitzer Stadtrat am 21. Juli 2022 den heimischen Künstler Florian Zeitler mit der Gestaltung einer Metallskulptur mit dem Titel „Das kleine Räderwerk“.

Mit Hilfe künstlerischer Verfremdung soll die historische Erinnerung bewahrt und mit der Gegenwart verknüpft werden. Der Künstler verwendet dafür original im Eisenwerk hergestellte Zahnräder, die den Lauf der Zeit, die industrielle Vergangenheit und auch die Gegenwart symbolisieren: Mit voller Absicht stehen die Räder still, da das Werk vor 32 Jahren aufhörte zu produzieren, es handelt sich um ein Art Uhrwerk, das nicht mehr funktioniert.

Auf einer weniger symbolträchtigen Ebene können die Betrachter erkennen, dass es sich hier bei den Originalteilen um hochwertige Qualität handelt, auf die die Arbeiter der Maxhütte zu Recht stolz sein durften.

Florian Zeitler als Schöpfer der Skulptur ist für diese Aufgabe wie kein anderer qualifiziert: Als einer der Letzten absolvierte er um 1985 in der früheren Maxhütte noch seine Lehrzeit. Nach eigener Aussage bemüht er sich, ein Spannungsverhältnis zwischen Dynamik und Statik zu kreieren, um Stillstand und Bewegung, Vergangenheit und Zukunft gegenwärtig werden zu lassen. Teublitz kann damit sowohl auf das Kunstwerk als auch auf den Künstler und auf seine eigene Vergangenheit als Montanzentrum stolz sein.

Text: Dr. Thomas Barth, Stadtarchiv Teublitz

 

Weiterführende Informationen zum Metallkünstler Florian Zeitler aus Teublitz finden Sie unter: www.zeitler-kunst.de

Zeitleiste der Maximilianshütte (Werk Haidhof)

1851

Gründung des Eisenwerks im Sauforst durch die Belgier Michiels und Goffard aufgrund der vorhandenen Kohlevorkommen. Das Werk sollte den Aufbau des bayerischen Eisenbahnnetzes mit der Lieferung von Eisenbahnschienen unterstützen. Die geförderte Lignitkohle (nasse, noch nicht vollständig verkohlte Braunkohle) erwies sich später nur als bedingt geeignet für die Verhüttung.

 

1853

Nach ersten wirtschaftlichen Problemen erfolgt eine Restrukturierung. Josef Anton von Maffei und weitere Belgier treten als Kapitalgeber auf, das Werk wird nach König Maximilian II. benannt. Ernst Fromm (sen.) übernimmt die Werksleitung.

1869

Belieferung der Hochöfen mit hochwertigerer Kohle aus Böhmen und Sachsen.

1871

Verlegung der Gießerei von Nittenau nach Haidhof.

1879

Anschlag auf Ernst Fromm sen., der misslingt.

1881

Attentat auf seinen Sohn Ernst von Fromm, das ebenfalls fehlschlägt.

1886

Ernst von Fromm jun. übernimmt die Leitung.

1892

Die Direktion wird nach Rosenberg verlegt, im Winter zeitweilig auch nach München. Die Eisenschienenerzeugung in Haidhof endet.

1907-1908

Generalstreik in der Maxhütte: Bürgerkriegsähnliche Unruhen, der Arbeitskampf ging zugunsten der Werksleitung aus.

1918

Ernst von Fromm scheidet aus dem Betrieb aus. Die Maxhütte wird im Ersten Weltkrieg zur Waffenschmiede.

1921

Der saarländische Industrielle Röchling übernimmt die Maxhütte AG.

1929-1930

Friedrich Flick erwirbt die Maxhütte, kurze Zeit später auch die verbliebenen belgischen Anteile.

1939-1945

Für den Zweiten Weltkrieg werden Waffen produziert, Zwangsarbeiter (v.a. Kriegsgefangene, aber auch zwangsweise verpflichtete Zivilisten, darunter Frauen und Kinder), erhalten den Arbeitsbetrieb aufrecht.

1947

Friedrich Flick wird in den Nürnberger Prozessen wegen seiner Rolle im Dritten Reich (auch als Wehrwirtschaftsführer) zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt, von denen er knapp fünf Jahre verbüßt (1945-1950); Entlassung 1950. Die Maxhütte wird seit 1945 treuhänderisch verwaltet.

1952

Der Freistaat Bayern erwirbt eine Sperrminorität von 26 Prozent, die 1955 wieder an die F. Flick KG abgeben wird.

1953

Benennung einer Dr.-Friedrich-Flick-Straße in Teublitz (zu Ehren des 70 Geburtstags des Konzernlenkers).

1960

Bierstreik in der Maxhütte. Das Alkoholverbot aufgrund der zahlreichen Arbeitsunfälle konnte nicht durchgesetzt werden.

1961

Das Kaltwalzwerk nimmt seinen Betrieb auf (bis 1987, danach Verkauf der Anlage nach Indonesien).

1970-1971

Beginnende Montankrise, Umstrukturierungen, Arbeitsplatzverluste (Stahlproduktion wandert nach Sulzbach-Rosenberg ab, in Haidhof entstehen moderne Walz-Anlagen).

1972

Tod von Friedrich Flick (1883-1972).

1977

Verkauf an die Klöckner-Werke AG, die Stahlkrise dauert an: Stilllegung u.a. der Gießerei.

1981-1987

Flick-Affäre wegen der Liquidierung der Friedrich Flick KG nach 1975. Die erfolgte steuerliche Bevorzugung wurde durch Parteispenden ermöglicht.

1987

Stilllegung des Kaltwalzwerks (31.03.), bereits 1985 Verkauf an die Muttergesellschaft Klöckner-Werke, vorher Maximilianshütte AG.

1987

16.04. (Gründonnerstag) erster Konkurs der Maximilianshütte AG.

1990

30.06. Ende der Produktionstätigkeit im Werk Haidhof.

De-Mail ermöglicht eine nachweisbare und vertrauliche elektronische Kommunikation. Zudem kann sich bei De-Mail niemand hinter einer falschen Identität verstecken, denn nur Nutzer mit einer überprüften Identität können De-Mails versenden und empfangen.

Wenn Sie uns eine De-Mail an die oben angegebene Adresse senden möchten, benötigen Sie selbst eine De-Mail-Adresse, die Sie bei den staatlich zugelassenen De-Mail-Anbietern erhalten.

Informationen, Erläuterungen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie auf der Website www.de-mail.de des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Über Ihre konkreten Möglichkeiten, De-Mail für die Kommunikation mit Unternehmen und Behörden zu nutzen, informiert Sie www.de-mail.info.