Teublitz und seine Bürgermeister nach 1945: Serie, Teil 3
Im dritten Teil dieser Serie werfen wir wieder einen Blick zurück in die Geschichtsbücher der Stadt. Nach und nach liefern wir Informationen und Hintergründe zu den Amtszeiten der Teublitzer Bürgermeister*innen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im zweiten Teil ging es um Josef Karl (1949-1960) und Heinrich Müller (1948-1949).
Josef Hochstettler (Amtszeit von 1949 bis 1960)
J. Hochstettler (1882-1966) war bereits im Zweiten Weltkrieg zwischen 1941 und 1945 Bürgermeister von Teublitz. Beruflich war er im landwirtschaftlichen Bereich tätig. Unter anderem pachtete und bewirtschaftete er das Schlossgut Teublitz, das bereits sein Vater geführt hatte und führte ab 1928 den Titel „Ökonomierat“. Seit 1920 war er Mitglied des Gemeinderats und übte bereits zwischen 1925 und 1928 das Amt des Zweiten Bürgermeisters aus. Im Jahr 1941 übernahm er schließlich die Leitung der Gemeinde Teublitz. Nur den wenigsten ist heute noch bekannt, dass seine Familie der mennonitischen Glaubensgemeinschaft angehörte. Auf diesen Punkt seiner Biographie verwies allerdings ein Bericht in der Burglengenfelder Zeitung (BZ), die am 29. Juni 1966 berichtete, dass zwei mennonitische Geistliche die Aussegnung und Trauerfeier geleitet hatten.
Unmittelbar nach Kriegsende wurde er bereits am 30. April 1945 verhaftet und aufgrund seiner Tätigkeit als Ortsgruppenleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und als Bürgermeister im Dritten Reich bis 1947 in Moosburg (Civilian Internment Camp No. 6) interniert (20.05.1945-16.09.1945, 24.10.1945-03.04.1947). In diesem Lager, das vor Kriegsende als deutsches Kriegsgefangenenlager (STALAG VII A) errichtet worden war, wurden nach der deutschen Kapitulation zeitweise von den Amerikanern bis zu 10.000 Personen interniert, darunter viele Beamte und Bürgermeister.
Auch der Raumfahrtpionier Wernher von Braun verbrachte den Mai 1945 in Moosburg. In einer Materialsammlung zur Entnazifizierung stellten allerdings die Verantwortlichen am 1. Juli 1947 eindeutig über Josef Hochstettler fest: „Gegen Josef Hochstettler ist trotz seiner Funktionen und Zugehörigkeit zur NSDAP nichts Nachteiliges bekannt.“ Seine Rolle, die er im Dritten Reich als Ortsgruppenleiter und Bürgermeister spielte, bedarf aber weiterer Forschungen. Seine demokratisch erfolgte Wahl im Jahr 1949 zeigt, dass die Teublitzer*innen ihm seine politische Betätigung im Nationalsozialismus nicht verübelten.
Pfarrer Dr. Karl Hofmann schrieb in seinen Aufzeichnungen über seine Jahre in Teublitz (1941-1951): „Der Ortsgruppenleiter und Bürgermeister, Gutspächter Josef Hochstettler, ein Wiedertäufer [Mennonit], ließ jedenfalls das kirchliche Leben und den Pfarrer unbehelligt.“
In seine Amtszeit nach 1945 fällt die Fertigstellung der neuen Schule, die Stadterhebung 1953 und der Bau des damaligen Feuerwehrgerätehauses in der Schützenstraße. Daneben kümmerte er sich um die drängendsten Probleme der Nachkriegszeit: Wohnungsmangel und eine funktionierende Trinkwasserversorgung. 1957 wurde ihm die Goldene Bürgermedaille verliehen.
Im Nachruf der BZ wurde er als „markante Persönlichkeit“ geschildert, die eine „ganze Zeitepoche“ verkörperte. Der Verfasser des Artikels verwies darauf, dass die Beerdigung während eines trostlosen Dauerregens stattfand. In seiner Leichenpredigt betonte der mennonitische Prediger H. Neufeld aus Ingolstadt: „Sein Lob werde durch die Nachrufe am Grab noch vermehrt. Man könne sehr viel Gutes über Josef Hochstettler berichten, ohne lügen zu müssen.“
Quelle: Dr. Thomas Barth, Stadtarchiv Teublitz